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26 Pigne

Höhe: 664 m
Dauer: 2 Stunden

Zwischen Geschichte und Handwerk

Der See, zu dem diese Wanderung führt, ist nach einem Steinbruch benannt, wo, wie Lavizzari im 19. Jahrhundert in seinen "Escursioni nel Cantone Ticino" schreibt, "eine Art grober Speckstein abgebaut und zu sehr robusten Öfen verarbeitet wird" (einen solchen Ofen "mit dem Datum 1961" erinnert sich der Naturforscher im Hospiz von All'Acqua gesehen zu haben). Hundert Jahre später berichtet der Mineraloge Carlo Taddei im Zusammenhang mit Vorkommen in der Leventina, dass "grober Speckstein sehr oft für die stattlichen Öfen verwendet wird, die im langen Winterhalbjahr wohltuende Wärme verbreiten".

Die gleichen Öfen beschreibt Ilse Schneiderfranken in ihrer Studie "Ricchezze del suolo ticinese": "Der Speckstein, der bei uns auch "giullia" oder "sasso da pigne" genannt wird, besteht aus Talkstein, Serpentin, Chlorit, Glimmer, Kalzit, Magnesit, Tremolit und Antofilit. Er ist graugrün, fühlt sich seifenartig an, erwärmt sich sehr langsam, kühlt ebenso langsam ab und schmilzt erst bei rund 1200°".

Der Pigne-Steinbruch befindet sich unweit des Sees, auf den höchstgelegenen Weiden der Alp Manió (2350 Meter). Die Steinhauer haben dort bis heute ihre Spuren hinterlassen ("zwei für den Transport ins Tal bestimmte Platten liegen immer noch da, als ob sie die plötzliche Aufgabe des Steinbruchs und das Ende eines Handwerks bezeugen wollten", schreibt Massimo Lucchinetti in seiner Studie).

Ausgangspunkt der Wanderung ist All'Acqua und so lernt man gleich zu Beginn die Geschichte des Hospizes kennen, das bereits in einem Dokument aus dem Jahre 1529 Erwähnung findet. Damals war es eine einfache Sennerei, die seit geraumer Zeit Passanten beherbergte. 1656 kam eine Kapelle dazu; sie wurde San Carlo geweiht, der das Bedretto-Tal zweimal besucht hatte, nämlich am 17. August 1570 und am 4. August 1581. Als 1745 Kardinal Pozzobonelli in All'Acqua weilte, verfügte das Hospiz über acht Betten, und der von Mai bis November anwesende Verantwortliche war beauftragt "die Armen zu beherbergen und zu speisen" und sich gegenüber "allen Gästen, insbesondere den Fremden jeglichen Standes, Grades und Landes ehrlich und mildtätig zu zeigen".

Heute nimmt der Piansecco-Hüttenwart diese Pflichten wahr. Er empfängt die Wanderer aus All'Acqua, die nach einem rund einstündigen, leichten Aufstieg vor der Hütte ankommen, und, die Geschichte hinter sich lassend, ganz in die weite, helle Bergwelt eintauchen, die sich vor ihnen auftut: Gipfel, die ihre eindrucksvollen Namen wie Fahnen in die Höhe hissen (man denke an Beffa, Haller und Tresch, die im Sommer 1869 als erste den Pizzo Rotondo bestiegen und Jori, Eusebio, Casati und Crespi, die ihn im Sommer 1910 bezwangen) und Felsen, die stolz sind auf ihren Ursprung und ihre Beschaffenheit ("Charakteristisch für den linken Hang des Bedretto-Tals ist Gneis, der in unteren Lagen in Anfibolit übergeht", führt Elvezio Papa in seinen "Note geologiche sul Canton Ticino" aus. "Die Gneisschichten der Gipfel schliessen Granit ein").

Die Felsen haben ein Inselchen in die Mitte des Sees gesetzt und sind von ihm dafür in Reflexe verwandelt worden. Dieses Inselchen scheint einem unbekannten Bewohner vorbehalten, der eifrig Heidelbeeren pflückt und die Zeit an den Nuancen des Wassers abliest, das von Blau in Grün und Grau übergeht und mittags am durchsichtigsten ist. Wenn die Sonne im Zenit steht, leuchten die Farben der Felsen besonders stark.

Würde man diese roten und grünen Flecke im Wasser auflösen, ergäbe sich eine ganz besondere Mischung, gegen die sogar der Wind machtlos wäre, der den See jetzt tiefer und grösser erscheinen lässt. Das Inselchen in der Mitte ändert sein Aussehen aber auch ohne Wind: Es gleicht zuweilen dem Kopf eines aus dem Wasser aufblitzenden Fisches, dann einer gierig auf der Lauer liegenden Schildkröte und schliesslich einem Deckel, der den See gegen Süden abriegelt, damit das Wasser mitsamt seinem Gritzern und dem Wollgras nicht ausfliesst. Wer sich vor dem Abstieg entschliesst, zum Pigne-Steinbruch hochzusteigen, wird von den in einen Felsen gemeisselten Daten (1668 und 1880) in die Vergangenheit zurückversetzt und glaubt sich angesichts der welligen, kontrastreichen Landschaft in einer vollkommen ungewohnten, fast exotischen Welt.

Der Rückweg erhält dadurch eine neue Faszination, die auch anhält, wenn der Weg sich wieder ins Bedretto-Tal absenkt, von dem Platzhoff-Lejeune 1911 (vier Jahre bevor Heinrich Federer in All'Acqua seine ersten Ferien verbrachte, die ihn 1925 in Berlin zu "Regina Lob" inspirierten) in "Il Ticino Illustrato" sagte: "Es verdient, als Schutzgebiet alpiner Schönheit erhalten zu werden, in seiner ganzen ländlichen Einfachheit und ewigen Poesie der Dinge".