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08 Mognola

Höhe: 723 m
Dauer: 3 Stunden

Das Boot der Erinnerungen

Die Mulde von Mognola ist weitläufig, der Weidegrund anmutig und lässt, beim ersten Anblick, den See mitten drin vermuten. Er hätte hier eine ideale Lage, um bewundert zu werden. Doch nur der Bach, der zwischen Gras und Lärchen zu Tal fliesst, ist sichtbar. Verfolgt man ihn mit den Augen die Felswand hinauf, sieht man, dass er sich oben in viele kleine Wasserfälle teilt. Nun wird klar, dass der See dort oben, unter den Gipfeln, an denen die Wolken vorbeiziehen, liegen muss. Und wirklich findet man den Mognola-See dort oben. Seine Schönheit will langsam entdeckt werden und wird auch von den Steinwällen respektiert, die den See in einigen Metern Abstand umschliessen. Lärchen, Alpenrosen, Heidelbeeren und Moos trinken das blau und grün schimmernden Wasser. In Gedanken versunken sieht der Wanderer rund um den See zwangsläufig eine blaue Vegetation entstehen. Die Steine auf dem Seegrund haben eine rostbraune Färbung angenommen, von den eisenhaltigen Ablagerungen, die sich seit Jahrhunderten aus den Gesteinen herauslösen.
Nur ungern verlässt das Wasser den See, als wolle es an diesem Flecken Erde bleiben, das weich und hügelig zum längeren Verweilen einlädt. Vor dem Betrachter glitzern die Wellen, die der Wind von einem Ufer zum andern treibt und die dann ganz plötzlich verschwinden, wie wenn sie von einem Schwarm Wacholderdrosseln aufgepickt worden wären. Mitten in diesem Glitzern ruderten einst die Buetti aus Muralto in ihrem Boot. Sie hatten das Recht, mit Netzen im Mognola-See zu fischen. Das Boot war von einem Mann aus Bergamo hinaufgetragen worden. Es muss wahrhaftig ein seltsamer Anblick gewesen sein, wie ein Mann da mit einem Ruderboot auf dem Rücken den Berg hinaufstieg, und es hin und wieder auf einem Felsen abstellte, um Atem zu schöpfen. Oben angekommen, hat er sicher rund um sich herum das Pfeifen der Murmeltiere gehört, die halb fragend, halb protestierend, zu der seltsamen Erscheinung, die eher in einen Bootshafen von Locarno als auf einer Höhe von 2000 m gehörte, ihrer Verwunderung Ausdruck gaben.

Das Boot verlieh dem See einen malerischen, touristischen und idyllischen Anstrich und war in dieser Umgebung nicht einmal so fehl am Platz. Es liess den See flacher erscheinen und erinnerte an den Vers von Vittore Pellandini: "Du bist das Abbild von Frieden und Liebe", oder an den von Enrico Talamona: "...ein ruhender Smaragd auf dem Grunde einer grünen Mulde". Ein bisschen Nebel genügt jedoch schon, um das verzauberte Seelein in einen Bergsee mit ernstem Charakter zu verwandeln. Die Hütte der Buetti steht noch dort, und mit der Bank davor wartet sie jeden Abend auf den Sonnenuntergang.
Vom Mognola-See aus erreicht man den Piattello-See. Dieser ist jedoch so klein, dass ein Boot kaum Platz darauf hätte. Beim Aufstieg wandert man streckenweise über das, was von der alten Wasserleitung aus Stein ("rungia") übrig geblieben ist, die von Corte di Cima aus Canà, Corti del Sasso und Mezzo dell'Alpe Vacarisc mit Wasser versorgte. Die Erbauer müssen äusserst tüchtige Leute gewesen sein, die auf geschickte Art und Weise die Materialien und das Gefälle für die Anlage ausnutzten. Der Piattello-See ist teilweise sumpfig und hat in der Mitte eine kleine, mit einigen Grasbüscheln verzierte Felsinsel. Die Kühe betrachten sie sehnsüchtig, da sie jedoch unerreichbar ist, begnügen sie sich damit, eifrig um die am Ufer verstreuten Felsbrocken herumzunagen, als wäre dieses Gras das saftigste aller blühenden Weiden.